Walddynamik – Totholz und Habitatbäume ¶
Die Holznutzung verändert den Lebenszyklus des Waldes. Die Nutzung der Bäume erfolgt weit vor ihrer biologischen Alterung. (>> Biologisches Alter von Bäumen). Dies führt zu einer Verkürzung des Waldentwicklungszyklus um ca. 3/4 der Laufzeit. Die Prozesse und Strukturen der späten Waldentwicklungsphasen fehlen weitgehend. Dies hat verheerende Konsequenzen auf die Waldbiodiversität und Ökosystemfunktionen.
Für die Erhaltung der Vielfalt an totholzabhängigen Arten stellt in erster Linie der Mangel an alten Bäumen – Habitatbäumen – und an Totholz ein Problem dar. Das ist naheliegend, weil es den von Totholz abhängigen Arten schlicht am geeigneten Lebensraum fehlt. Betrachtet man eine genügend grosse Fläche eines Naturwaldes, so sind alte Bäume und Totholz in grösseren Mengen vorhanden. Natürliche Wälder weisen typischerweise einen hohen Grad an zeitlicher Kontinuität und starker räumlicher Vernetzung von alten Bäumen und Totholz auf. Einfach gesagt: In grossflächigen mitteleuropäischen Naturwäldern gibt es jederzeit und überall viele alte Bäume und grosse Mengen an Totholz.
Wenn im Wirtschaftswald die zeitliche Kontinuität oder die räumliche Vernetzung des Alt- und Totholzes unterbrochen wird, können vor allem anspruchsvolle, wenig mobile Arten langfristig nicht überleben, da sie auf Ressourcen angewiesen sind, die genau ihren Anforderungen bezüglich physikalisch-chemischer und ökologischer Eigenschaften entsprechen (z.B. ein ganz bestimmtes Abbaustadium einer einzigen Baumart). Weil sich vermoderndes Holz laufend verändert, sind die Arten gezwungen umzusiedeln, sobald ihr Habitat oder Substrat nicht mehr geeignet ist (>> Totholzdynamik).
Bis heute wurden im Schweizer Wald durch die zeitweise auch intensive Bewirtschaftung nur wenig Arten Totholzarten nachweislich ausgerottet (2 Bockkäferarten: Cerambyx miles, Clytus rhamni), jedoch haben die Populationen vieler Xylobionten stark abgenommen und nicht wenige Arten sind gefährdet. Zum Beispiel sind 46% der xylobionten Käfer der Familien der Bockkäfer, Prachtkäfer, Rosenkäfer und Schröter bedroht (Monnerat et al. 2016). Deshalb ist es wichtig, auch in möglichst vielen bewirtschafteten Wäldern eine zeitliche Kontinuität und eine gute räumliche Vernetzung von alten Bäumen und Totholz sicherzustellen. Zur konkreten Umsetzung finden Sie praktische Empfehlungen.
saproxylisch
sapro- = faulig, xylos = Holz
saproxylische Arten sind von Alt- und Totholz abhängigxylobiont
xylos = Holz, bios = Leben
also "das Holz bew
Themen ¶
Links und Dokumente ¶
- Monnerat C, Barbalat S, Lachat T, Gonseth Y (2016) Rote Liste der Prachtkäfer, Bockkäfer, Rosenkäfer und Schröter: Gefährdete Arten der Schweiz. Umwelt-Vollzug, vol 1622