Naturwaldreservate und Altholzinseln als Massnahme für die Erhaltung von alten Wäldern (old-growth forests) ¶
Heutzutage sind alte Bäume und alte Waldbestände in europäischen Ländern selten (>> Holznutzung und alte Waldbestände). Insgesamt wird der Anteil von Ur- und Naturwäldern im gemässigten Europa auf circa 0.4% der Waldfläche geschätzt. Wegen ihrer überragenden Bedeutung für die Biodiversität, gibt es immer mehr Bemühungen, die letzten Ur- und Naturwaldreste zu schützen sowie neue Naturwaldreservate (Prozessschutzflächen) auszuscheiden. Zudem werden immer mehr sogenannte Altholzinseln ausgeschieden und alte Bäume sowie Habitatbäume erhalten und gefördert.
Im Wirtschaftswald wird das Holz am Ende der Optimalphase geerntet. Die Bäume erreichen kaum ihr biologisches Maximalalter. Späte, totholzreiche Waldentwicklungsphasen fehlen also weitgehend.
Im Wirtschaftswald müssen darum spezielle Massnahmen ergriffen werden, um alte Bäume (Habitatbäume), Totholz und alte Waldbestände (sogenannte Altholzinseln) zu erhalten und zu fördern.
Wie war es früher? ¶
Jahrhunderte lang lebten der Mensch und seine Haustiere vom Wald und seinen Produkten. Bau- und Brennholz, Holzkohle, Gerbstoffe, Viehfutter, Streu für Vieh und Betten, Waldfrüchte, Harz, Medizinal- und Heilpflanzen: alles kam aus dem Wald. Waldweiden wurden durch Pferde, Ziegen, Schafe und Schweine genutzt, sogar Äcker für Kartoffeln und Getreide wurden im Wald angelegt. Agrarische Nutzungen prägten den europäischen Wald besonders stark im Mittelalter, jedoch auch noch im 19. und frühen 20. Jahrhundert, unmittelbar bevor sich die forst- und landwirtschaftlichen Bereiche trennten.
Totholz wurde also während Jahrhunderten aus den Wäldern entfernt und als Brennholz genutzt. Trotzdem waren damals die Landschaften reich an alten Bäumen und Lebensräumen für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten: Korbweiden, Hochstammobstgärten, riesige, alte Eichen für die Schweinemast und grosse Einzelbäume in Weiden prägten das Landschaftsbild und boten zahlreiche ökologische Nischen als Ersatz für die ausgeräumten Wälder. Alte Bäume sind nämlich reich an sogenannten Baummikrohabitaten wie zum Beispiel Höhlen, Stammverletzungen oder besonnte Totäste.
Links und Dokumente ¶
- Bütler, R.; Bolliger, M.; Commarmot, B., 2015: Die Suche nach altem Wald in der Schweiz. Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen, 166, 2: 67-74. doi: 10.3188/szf.2015.0067
- Winfried Freitag, Wald, Waldnutzung, publiziert am 25.01.2012; in: Historisches Lexikon Bayerns (21.02.2018