Verschiedene Formen von Totholz

Der hohe ökologische Wert von Totholz steht in Zusammenhang mit dessen enormer Formenvielfalt. Dabei kann es sich um stehende oder liegende Baumstämme handeln, um ganze Bäume oder um Teile davon wie abgestorbene Äste oder Baumstrünke oder gar um Asthaufen am Boden. Hier ein kurzer Überblick (Quelle: Brede et al., 2000):

  1. Stehendes Totholz spielt bei der Erhaltung der Artenvielfalt im Wald eine sehr wichtige Rolle, weil tote Bäume und Dürrständer zahlreiche Funktionen als Habitat, Nahrungsquelle, Nistgelegenheit, Rückzugsgebiet, Sitzwarte usw. aufweisen. Auch verschiedenste Insekten nutzen sie als Lebensraum, darunter viele xerothermophile (Trockenheit und Wärme liebende) Arten. Deshalb benötigen diese südexponierte und vorzugsweise gut besonntes Totholz. Das Vorkommen höhlenbrütender Arten ist insbesondere vom Stammdurchmesser abhängig. Ein dicker Stamm kann einer grösseren Anzahl Arten als Brutort dienen, und dies über einen längeren Zeitraum hinweg. Dürrständer sind zudem  im wahrsten Sinne des Worte "lebende Vorratskammern" für Vögel und Säugetiere, die sich von den zahlreichen im Totholz heranwachsenden Insekten ernähren. Raubvögel nutzen das stehende Totholz zudem gerne als Ansitz.
  2. Liegendes Totholz wird vor allem durch sein Zersetzungsstadium geprägt. Jede Phase des Holzabbaus hat ihr spezifisches Artenspektrum. Gewisse Organismen, die das liegende Totholz besiedeln, tragen zusätzlich zu seinem Zerfall bei. Dies ist beispielsweise bei holzabbauenden Pilzen oder bei zahlreichen Insekten der Fall. Auch Wirbeltiere profitieren von liegendem Totholz: Eidechsen nutzen den sich schnell erwärmenden Untergrund für ein Sonnenbad. Am Boden lebende Kleinsäuger (z.B. Mäuse oder Spitzmäuse), Reptilien und Amphibien finden darin enge Gänge als Unterschlupf, um sich vor Prädatoren zu schützen. Spalten und Höhlen bieten auch Futter in Form von Pilzen, Pflanzen und Wirbellosen. Liegendes Totholz ist insbesondere für Amphibien wie den Feuersalamander während ihrer terrestrischen Phase unentbehrlich, da das angenehm feuchte Mikroklima sie vor dem Austrocknen schützt. Im Wurzelwirrwarr auf einer jüngeren Windwurffläche brüten Amsel, Zaunkönig und Nachtigall. Und auf liegenden Stämmen im fortgeschrittenen Zerfallsstadium verjüngen sich Bäume im Gebirgswald (Verjüngung auf Totholz).
  3. Ein Baumstrunk entsteht durch Holzschlag oder durch den Zusammenbruch eines Baumes. Das an der Schnitt- resp. Bruchfläche freigelegte Holz erleichtert lignicolen (im Holz lebenden) Organismen den Zugang erheblich, vor allem Pilzen und Insekten. Im Gebirgswald sind vermodernde Baumstrünke ein gutes Keimsubstrat für Jungbäume, insbesondere für Fichten. Zudem helfen hohe Baumstrünke, den Schnee zurückzuhalten und Lawinen vorzubeugen, indem sie die Bodenrauigkeit erhöhen. Im Frühling apert der Boden rund um das Totholz schneller aus.
  4. Auch ein Asthaufen ist Totholz und bietet Vögeln, Kleinsäugern, Reptilien und Amphibien Unterschlupf.

Links und Dokumente

  • Brede, H., Kleinschmit, H., Kelm H.-J. et al. (2000). Habitatbäume und Totholz im Wald. Merkblatt Nr. 38, Niedersächsische Landesforsten, Deutschland.
  • Maser, C., Cline S., Cromack, K. et al. (1988). What We Know About Large Trees That Fall to the Forest Floor. In USDA (Eds), From the forest to the sea: a story of fallen trees, p. 25-45.