Jedes Baummikrohabitat entsteht und vergeht. Beide Prozesse, Entstehen und Vergehen, können schnell ablaufen oder aber lange dauern. Sehr schnell entstehen zum Beispiel ein Kronenabbruch bei einem Sturm oder eine Rindenverletzung durch Steinschlag. Hingegen braucht es Jahrzehnte, bis sich diese Rindenverletzung in eine Mulmhöhle weiterentwickelt hat, denn verschiedene Holzzersetzungsprozesse müssen durchlaufen werden.
Sind Stürme oder Steinschläge nicht häufig, kann jedoch viel Zeit vergehen, bis die Krone eines anderen Baums abbricht oder wieder eine Rindenverletzung entsteht. In einem Waldbestand kann deshalb ein bestimmter Mikrohabitattyp selten oder häufig sein, je nach Entstehungsgeschwindigkeit und Häufigkeit des Phänomens, das seine Entstehung verursacht.
Das Verschwinden des Mikrohabitats kann auch unterschiedlich lange dauern. Ein Mikrohabitat kann aus drei verschiedenen Gründen verschwinden: erstens durch den Holzschlag, wenn der Habitatbaum entfernt wird, zweitens durch die natürliche Entwicklung (z.B. eine Rindenverletzung, die sich mit der Zeit zu einer Höhle weiterentwickelt) und drittens wenn es temporär durch die Organismen nicht mehr nutzbar ist (z.B. ein wassergefüllter Dendrotelm, der während einer Trockenperiode austrocknet).
Mikrohabitate sind also einer räumlich-zeitlichen Dynamik unterworfen. Foglich ist eine stetige Nachlieferung an Mikrohabitaten respektive Habitatbäumen unumgänglich. Zugleich müssen die Mikrohabitate räumlich miteinander so vernetzt sein, dass sie sich in Reichweite der entsprechenden Nutzer befinden.