Wie gross soll eine Altholzinsel sein?

Als Grundregel kann gelten: "Je grösser, desto besser". Es ist schwierig, eine wissenschaftlich fundierte Minimalgrösse anzugeben. Ist eine Altholzinsel sehr klein und umfasst nur einen Bestand gleichaltriger Altbäume, so werden die meisten davon innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums die Zusammenbruchs- und Zerfallsphase erreichen. Langfristig erfüllt die Altholzinsel ihre spezifische Funktion für Alt- und Totholzarten also nicht mehr, da eine Jungwaldphase nachkommt.

Ist eine Altholzinsel hingegen gross und umfasst sämtliche Waldentwicklungsstufen (von jungen bis zu sehr alten Bäumen), so kann sie theoretisch immerwährend Alt- und Totholzspezialisten einen Lebensraum bieten. Alte Bäume sterben und zerfallen zwar, es werden jedoch immer wieder neue "Alte" nachgeliefert. Auch wenig mobile und langsam besiedelnde Arten haben genügend Zeit, sich anzusiedeln.

Auch aus planerischen Gründen scheint die grössere, immerwährende Altholzinsel sinnvoller: Ist sie einmal ausgeschieden, ist die Arbeit eigentlich ein für allemal getan. Für eine kleine, temporäre Altholzinsel muss stets wieder ein passender Ersatz gefunden werden, was mit neuen Verhandlungen und Überzeugungsarbeit verbunden ist.

Unterschiedliche Ziele je nach Grösse der nicht bewirtschafteten Waldfläche

Die Fläche eines Waldreservates oder einer Altholzinsel hat einen grossen Einfluss darauf, über welchen Zeitraum totes Holz oder alte Bäume zur Verfügung stehen. Da die zeitliche Kontinuität von Totholz nur auf grossen Waldflächen gesichert werden kann, nimmt der Wert eines Reservates oder einer Altholzinsel zum Schutz der saproxylischen Arten mit steigender Fläche zu. Je nach Grösse der nicht bewirtschafteten Waldfläche sind deshalb unterschiedliche Schutzziele realistisch:

  • Auf einer Fläche von ein paar Dutzend Aren (<= 1 ha) kann über einen bestimmten Zeitraum eine Altersphase erhalten werden (punktueller Schutz besonderer Bäume).
  • Auf einer Fläche von ein paar Dutzend Hektaren (<= 1 km2) können die vier grundlegenden Phasen der Waldentwicklung (Verjüngung, Wachstumsphase, Reifephase und Zerfallsphase) erhalten werden.
  • Auf einer Fläche von ein paar hundert Hektaren (mehrere km2) kann die ganze Bandbreite der Diversität der vier grundlegenden Phasen der Waldentwicklung erhalten werden.
  • Auf einer Fläche von ein paar tausend Hektaren (10-100 km2) kann schliesslich dank der Vielfalt der Waldstandorte und ihrer Wechselwirkungen sowie aufgrund der unterschiedlichen Störungsphänomene die ganze Artenvielfalt der Flora und Fauna erhalten werden.

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Links und Dokumente

  • D. Carbiener 1996. Pour une gestion écologique des forêts européennes. Le Courrier de l'environnement n°29, décembre 1996
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